100 Jahre Jagd-Club Bad Nauheim

100 Jahre Jagd-Club Bad Nauheim

Traditionsbewusst mit Blick in die Zukunft

Ein dreitägiges Fest-Programm in der Trinkkuranlage hat der Jagd-Club Bad Nauheim anlässlich seines 100-jährigen Bestehens geplant und mit vielen Aktivitäten und Attraktionen durchgeführt.

Diorama

Bereits am Freitag, 13. September konnte das Diorama mit Waldlandschaft, Bachlauf, Teich und vielen Präparaten der heimischen Tierwelt als erster Anziehungspunkt an diesem Festwochenende bestaunt werden. Mehrere Gruppen Bad Nauheimer Grundschulen und Kindergärten wurden an diesem Vormittag sachkundig geführt von Ehrenmitglied Karlheinz Tüscher und vom Ersten Vorsitzenden Thomas Flor, der auch den gesamten Aufbau zusammen mit mehreren Helfern in tagelanger Arbeit geleitet hatte. Nicht nur Wildtiere und verschiedene Lebensbereiche wurden den Kindern vorgestellt, sondern es wurden ihnen auch mehrere Jagdhunde, Greifvögel und einige Jagdsignale erklärt.

Festakt

Am Samstag, 14. September fand ab 10 Uhr im feierlich dekorierten und voll besetzten Großen Saal der Trinkkuranlage der Festakt mit geladenen Gästen zum hundertjährigen Vereinsjubiläum statt. JC-Vorsitzender Flor konnte an diesem Tag zahlreiche Ehrengäste begrüßen, von denen ein Teil Grußworte an die Anwesenden richtete.

Grußworte

Klaus Kreß, Bürgermeister der Stadt Bad Nauheim, lobte gleich zu Beginn seiner Ansprache das Diorama im Außengelände und die außergewöhnliche Saaldekoration. Schon zahlreiche Veranstaltungen habe er in diesem Saal erlebt, aber nie mit einer derartigen beeindruckenden Ausschmückung. Er ging in seinem Grußwort auf die heutigen Aufgaben von Jägerinnen und Jägern ein und erwies sich hierbei als sachkundiger Kenner der aktuellen Situation von Jagd und Naturschutz. Mit einem Blick auf das positive Zusammenwirken von JC und Stadt Bad Nauheim wünschte er abschließend Erfolg für die nächsten 100 Vereinsjahre.

Prof. Dr. Jürgen Ellenberger, Präsident des LJV Hessen, widmete sich in seinem Grußwort den gegenwärtigen Problemfeldern und Aufgabenstellungen der Jagd in Hessen und konnte berichten, dass langjährige zentrale Forderungen der Jägerschaft in ersten Gesprächen mit dem neuen hessischen Jagdminister Ingmar Jung (CDU) in weiten Teilen Zustimmung gefunden hätten. Die oftmals ideologisch motivierte restriktive Politik der seitherigen Ministerin Priska Hinz (Grünen) sei mit der neuen Regierungskoalition zwischen CDU und SPD beendet und erste positive Entwicklungen seien für Jagd, Natur und Landwirtschaft erkennbar. Da die Geschäftsstelle des LJV in Bad Nauheim angesiedelt sei, würden durch die Nähe auch traditionell gute persönliche Beziehungen zum JC bestehen. Die Räumlichkeiten im jetzigen Haus „Am Römerkastell“ seien inzwischen zu klein geworden und man werde sich zwar nach einem größeren Objekt umschauen müssen, wolle jedoch gern in Bad Nauheim bleiben. Er wünschte weiterhin gute Beziehungen zwischen LJV und JC und eine erfolgreiche Zukunft bis zum nächsten Jubiläum.

Erster Vorsitzender Thomas Ulrich vom Jagdclub Wetterau berichtete auf humorvolle Weise von seinen persönlichen Erfahrungen mit der Ausbildung durch den JC, betonte die guten nachbarschaftlichen Beziehungen beider Vereine, beschrieb die funktionierende Zusammenarbeit in mehreren Bereichen und wünschte, dass dies auch in Zukunft so bleiben möge.

Thorsten Müller, Erster Vorsitzender der Jägervereinigung Butzbach, ging ebenfalls auf verschiedene Formen der traditionellen Kooperation zwischen JC und Jägervereinigung ein und betonte die daraus resultierenden positiven Ergebnisse. Was den seit Jahrzehnten gemeinsam genutzten Teich in Butzbach-Münster zur Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden betrifft, konnte er bei dieser Gelegenheit als gute Nachricht verkünden, dass die Jägervereinigung Butzbach für zwei Jahrzehnte die Pacht verlängert hätte und in diesem Punkt die gute Zusammenarbeit mit dem JC gesichert sei, was er für die übrigen Bereiche wie in der Vergangenheit auch wieder für die Zukunft wünsche und hoffe.

Christoph von Eisenhardt Rothe, Landesgeschäftsführer Hessen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, beschrieb in seinem Grußwort den teilweise dramatischen Zustand der hessischen Wälder. Forstliche Anforderungen an die Waldbesitzer im Sinne eines klimaresistenten Waldumbaus resultierten aus dieser Situation. Gleichzeitig würden geänderte Anforderungen an die Art und Weise der Jagdausübung entstehen, wenn dieser Waldumbau gelingen solle. Im JC habe er im Mai einen Vortrag zum Waldzustand in Hessen gehalten und sich über zahlreiche Nachfragen und die rege Diskussion gefreut. Er sei daher sicher, dass die Mitglieder ihre jagdlichen Aufgaben auch in diesem Zusammenhang verantwortungsbewusst wahrnehmen würden und wünschte dazu und dem JC allgemein für die Zukunft viel Erfolg.

Festrede

In seiner Festrede betonte Flor die Bedeutung von Leidenschaft, Zusammenhalt und Beständigkeit für das 100-jährige Bestehen des JC. Er würdigte das Engagement der Mitglieder, die den Verein durch gute und schwierige Zeiten geführt haben.

Flor verwies auf seine eigene, über 50-jährige Verbindung zum Verein und hob hervor, wie sich die Jagd in den letzten Jahrzehnten verändert habe, etwa durch die gewachsene Schwarzwildpopulation, den Klimawandel und das veränderte Umweltbewusstsein. Der Schutz der Natur und die Biodiversität seien immer wichtiger geworden. Auch die kritische Wahrnehmung jagdlichen Tuns gelte es heute vermehrt zu bedenken. Sachlichkeit und Transparenz seien an dieser Stelle stets gefordert, wolle man die Öffentlichkeit für seine Projekte gewinnen.

Was das Zukunftsprojekt eines klimaresistenten Waldumbaus angehe, würden als Jäger und gleichzeitig Forstwissenschaftler in seiner Brust zwei Herzen schlagen: Bei starken Schäl- und Verbissschäden als Folge zu hoher, dem Lebensraum nicht angepasster Wildbestände, sei es notwendig, durch verstärkte Bejagung schnell zu reagieren. Es gebe jedoch auch alternative Möglichkeiten wie die Intervalljagd, die Verlagerung jagdlicher Schwerpunkte oder die Ausweisung von Wildruhezonen, um die waldbaulichen Zielsetzungen zu erreichen. Ebenso spiele die Besucherlenkung in stark frequentierten Gebieten eine immer größere Rolle.

Flor unterstrich, dass der Verein sowohl Traditionen bewahre als auch Herausforderungen annehme. „Lassen Sie uns auf die Vergangenheit stolz sein, die Gegenwart bewusst gestalten und die Zukunft verantwortungsvoll planen“, fasste er an dieser Stelle zusammen. Abschließend drückte er seine Dankbarkeit für das Engagement der Mitglieder aus und sagte, dass er sich auf die Jubiläumsfeierlichkeiten freue.

Ehrungen

Gleich vier Mitglieder des JC wurden an diesem Tag für ihr langjähriges und überdurchschnittliches Engagement geehrt. Aus den Händen der Zweiten Vorsitzenden Claudia Tüscher und Thomas Flor erhielt Edgar Neubert die Medaille des LJV Hessen in Silber für seinen Einsatz als Schweißhundeführer, Ausbilder und Mitglied der Jägerprüfungskommission und Petra Philipps-Neubert die Medaille des DJV in Silber für ihre Tätigkeit als Ausbilderin und ihre Funktion als Leiterin und Organisatorin des Vorbereitungskurses für die Jägerprüfung. Die Medaille des DJV in Bronze erhielt Michael Schwarz für seinen Einsatz und seine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Naturschutz und Rainer Zietzer für sein Engagement als Schießwart und Schießausbilder.

Musikalisch gewürdigt wurden die Ehrungen am Ende durch Signale der Jagdhornbläsergruppe des JC zusammen mit Bläserinnen und Bläsern der Jägervereinigung Butzbach und des Wetterauer Jagdclubs.

Festlicher Abend und Frühschoppen

Nach dem Festakt am Morgen sorgten am Samstagabend „Die Wettertaler“ aus Oppershofen mit ihrer Blasmusik für Stimmung, Tanz und gute Laune. Am Sonntag folgte der Auftritt der Parforcehorngruppe des Gesangvereins Frohsinn Ockstadt und anschließend spielten die „Die Nixnutze“ zum ausgedehnten Frühschoppen und Ausklang des Jubiläumswochenendes.

Horst Heinz